Was Heilbronn für den Sprung zur Startup-Metropole wirklich braucht: Hannah Schwär überrascht im n-tv-Podcast mit einfacher Lösung
Tech-Journalistin Hannah Schwär erklärt im n-tv-Podcast »Startup - jetzt ganz ehrlich«, was Heilbronns millionenschweren Startup-Ambitionen wirklich fehlt: schlicht ein ICE-Anschluss.
Es ist eine dieser Beobachtungen, die so offensichtlich scheinen und doch oft übersehen werden: Was Heilbronn wirklich fehlt, ist ein dauerhafter ICE-Anschluss. Mit dieser überraschend schnörkellosen Analyse bringt Tech-Journalistin Hannah Schwär im n-tv-Podcast »Startup – jetzt ganz ehrlich« das Dilemma des ambitioniertesten Transformationsprojekts Deutschlands auf den Punkt – und liefert damit einen Einblick, der präziser kaum sein könnte.
Der Blick von außen: Wenn die Berlin-Bubble nach Heilbronn reist
Die renommierte Wirtschaftsjournalistin Hannah Schwär, die u. a. für Capital über die deutsche Tech-Szene berichtet, hat sich auf eine Erkundungstour ins »Silicon Neckar« begeben. Was sie dabei erlebte, ist nicht nur eine Geschichte über Heilbronns millionenschwere Startup-Ambitionen, sondern auch eine Lektion darüber, wie Infrastruktur manchmal mehr über Zukunftsfähigkeit aussagt als die glänzendsten Neubauten.
Die eigene Anreise der Journalistin geriet unfreiwillig zur perfekten Metapher: Anderthalb Stunden saß sie auf einem Provinzbahnhof fest, weil sie einen Anschlusszug verpasst hatte. Eine Alltagserfahrung, die für Heilbronner nichts Neues ist, aber die zentrale Herausforderung der 130.000-Einwohner-Stadt präzise illustriert: Wie schafft man den Sprung in die Startup-Bundesliga, wenn man nicht einmal einen ICE-Halt hat?
Dieter Schwarz' Vision: Mit Millionen gegen die Provinzialität
Der Podcast zeichnet ein faszinierendes Bild eines titanischen Projekts: Der Lidl-Gründer investiert »viele Millionen, wahrscheinlich sogar Milliarden« in Universitäten, Gründungsinitiativen und zuletzt in den neuen Innovationspark Künstliche Intelligenz (IPAI). Die Vision ist von beeindruckender Klarheit: Heilbronn soll in die Top 3 des Rankings für Startup-Gründungen pro 100.000 Einwohner aufsteigen – und damit in einer Liga mit Berlin und München spielen.
Die Mittel dazu sind verlockend: 25.000 Euro Startkapital, ein dreimonatiges Coaching, kostenfreie Arbeitsplätze und sogar möblierte Zimmer im Penthouse eines neuen Studentenwohnheims mit Fitnessbereich locken Gründer in die Neckarstadt. Der Gewinnerentwurf für den geplanten KI-Innovationspark – entworfen vom renommierten Architekturbüro MVRDV aus Rotterdam – symbolisiert den hochfliegenden Anspruch.
Die nüchterne Bilanz: »Dauerhaft bleiben wollen die wenigsten«
Doch trotz aller vergoldeten Anreize stößt Schwär auf eine ernüchternde Realität: »Dauerhaft in Heilbronn bleiben wollen die wenigsten der zugezogenen Gründer«, berichtet sie im Podcast. Die Journalistin, die als eine der »Top 30 bis 30-Journalisten« ausgezeichnet wurde und den Podcast »Macht und Millionen« mitgegründet hat, zieht eine kluge Verbindung zwischen dieser Beobachtung und ihrer eigenen Anreise-Odyssee.
Die moderne Startup-Kultur ist urban, international und vor allem: mobil. Gründer wollen in wenigen Stunden in Berlin, München oder London sein können – für Meetings, Konferenzen, Netzwerkveranstaltungen. Ohne schnelle und verlässliche Verkehrsanbindung wird selbst das großzügigste Förderpaket langfristig nicht reichen, um Talente zu halten.
»Beeindruckt vom Willen zum Machen«
Und doch schimmert durch Schwärs Analyse eine echte Überraschung: Sie zeigt sich »beeindruckt von der positiven Stimmung des Machen-Wollens« in Heilbronn. Die erfahrene Beobachterin der deutschen Tech-Szene, die Politik und Wirtschaft in Münster, Barcelona und Köln studierte und ihre journalistische Ausbildung an der Axel-Springer-Akademie absolvierte, erkennt das ungewöhnliche Momentum, das sich am Neckar entwickelt hat.
Die täglichen Fortschritte, die neuen Kooperationen, die entstehenden Forschungszentren – das alles schafft eine Dynamik, die selbst eine nüchterne Beobachterin aus ihrer »Berliner Bubble« heraus positiv überrascht. »Das Potenzial ist da«, attestiert Schwär der Stadt, die sich mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit transformiert.
Das Paradox der provinziellen Weltklasse-Ambitionen
Was Hannah Schwär in ihrem Podcast letztlich aufzeigt, ist ein faszinierendes Paradox: Eine Stadt, die mit gewaltigen finanziellen Mitteln und beeindruckender Entschlossenheit an ihrer Transformation arbeitet – und gleichzeitig an den Grundvoraussetzungen moderner Vernetzung zu scheitern droht.
Die Umsetzbarkeit der Vision wird nicht an mangelnden Mitteln oder fehlendem Willen scheitern. Sie könnte vielmehr an einem scheinbar banalen infrastrukturellen Detail hängen: der Fähigkeit, ohne komplizierte Umsteigemanöver die Welt zu erreichen – und von der Welt erreicht zu werden.
Wer verstehen will, warum ausgerechnet ein ICE-Halt über die Zukunft des »Silicon Neckar« entscheiden könnte, sollte sich Hannah Schwärs präzise Bestandsaufnahme im N-TV-Podcast »Startup - jetzt ganz ehrlich« nicht entgehen lassen. Die Stern- und Capital-Redakteurin liefert einen ebenso überraschenden wie erhellenden Blick auf unsere Stadt – einen Blick, der manchmal nur von außen kommen kann.
Mehr Geschichten über Heilbronn im Wandel und die Menschen, die diese Stadt prägen, findet ihr in meinem digitalen Stadtmagazin HEILBRONN.BETA:
Da hat sie absolut Recht. Während meiner Interim Manager Zeit, musste ich mir u.a. in Ulm und Frankfurt für je 12 Monate eine Zweitwohnung mieten. Mit dem ICE ist das Tagespendelbereich. Keine Mietwohnung nötig.
Und wo doch jetzt auch noch das Bayrische Lufttaxi weggebrochen ist...